Die Empfehlungen » Horror http://die-empfehlungen.net http://www.die-empfehlungen.net Fri, 06 Jun 2008 11:01:39 +0000 http://wordpress.org/?v=2.5.1 en Bücher über Bücher http://die-empfehlungen.net/2007/08/25/tintenherz/ http://die-empfehlungen.net/2007/08/25/tintenherz/#comments Sat, 25 Aug 2007 10:00:21 +0000 Stefanie Rafflenbeul http://die-empfehlungen.net/2007/08/25/tintenherz/ Rezension zu Cornelia Funkes “Tintenherz”

Inhalt

Das Mädchen Meggie lebt gemeinsam mit ihrem Vater in einem Haus voller Bücher und Geheimnisse. Vor Jahren verschwand ihre Mutter, und ihr Vater, genannt Mo oder Zauberzunge, liest ihr aus keinem Buch mehr vor, ganz gleich wie viel Meggie auch bettelt.

In einer unheimlichen Nacht taucht ein Mann namens Staubfinger bei Meggie und Mo auf. Er erzählt ihrem Vater vom bösen Capricorn und Mo reist direkt am nächsten Tag mit Meggie nach Süden, um den Schergen Capricorns zu entkommen.

Sie fliehen in ein noch größeres Haus mit noch mehr Büchern, zu ihrer Verwandten Elenor. Doch die Schatten folgen ihnen und finden sie. Die Vergangenheit holt Mo ein, er wird entführt. Meggie und Elenor bleiben verzweifelt zurück. Wird es ihnen gelingen Mo zu retten? Und kann Mo wirklich Kraft seiner Stimme Wesen aus Tinte aus den Büchern in die reale Welt locken?

In dem Buch „Tintenherz“ scheinen sich die Antworten zu befinden. Überhaupt dreht sich alles nur um dieses eine Buch, das Capricorn so verzweifelt besitzen möchte. Doch Mo hat das Buch nicht bei sich, als er entführt wird. Es befindet sich in der Obhut von Meggie und damit gerät Meggie in tödliche Gefahr.

Rezension

Wenn es um die Grundregeln des Schreibens geht, um die simplen Fragen, die man schon in der Schule gelernt hat: „Wer“ tut „was“ „wem“ „wie“ „wo“ und „warum“? so ist Cornelia Funke eine Meisterin des „Wie“. Ihr Schreibstiel besticht mit zauberhaften, passenden Bildern den Leser, die Tinte auf dem Papier zu vergessen und ganz und gar in eine andere, phantastische Welt voller Rätsel und Wunder einzutauchen.

Auch wenn der Roman an manchen Stellen logische Schwächen hat, ist man sofort bereit der Schriftstellerin zu vergeben, denn sie schenkt dem Leser Blumen aus Feuer, Nächte aus Samt, zartgliedrige Feen, dichte Charaktere und eine Spannung, die besonders im ersten Teil zu einem magischen Band wird, das den Leser durch die Geschichte zieht.

Mit diesem Werk hat Cornelia Funke bewiesen, dass sie sich vom Können her nah an einer J. K. Rowling befindet und mit zu den besten Schriftstellerinnen weltweit zählt.

Hundert Bilder für Furcht finden sich in diesem Roman und keines davon wirkt aufgesetzt oder bemüht. Die offenen Fragen am Ende münden in den zweiten Teil, der jedoch von der Spannung her das Niveau des ersten Bandes nicht halten kann.

Das Buch ist von Cornelia Funke selbst illustriert. Hier kann man sich noch mehr Bilder wünschen, denn die gelernte Buchillustratorin versteht auch auf diesem Gebiet, was sie tut. In einem eigenen, verspielten Zeichenstiel, gibt sie Figuren wie „Staubfinger“ oder den „weißen Frauen“ ein Gesicht. Text und Zeichnungen passen gut zusammen und regen die Vorstellungskraft des Lesers an.

Ebenso wie „Harry Potter“ und „Die unendliche Geschichte“ liegt hier ein Buch vor, das die Kraft hat, junge und ältere Leser mit seiner Phantasie und Ausdrucksfreude zu begeistern.

Bibliographische Daten

Cornelia Funke: Tintenherz
Dressler-Verlag, 2003, 573 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3791504650

]]>
http://die-empfehlungen.net/2007/08/25/tintenherz/feed/
Die Welt mit Kinderaugen fürchten http://die-empfehlungen.net/2007/07/22/die-welt-mit-kinderaugen-furchten/ http://die-empfehlungen.net/2007/07/22/die-welt-mit-kinderaugen-furchten/#comments Sun, 22 Jul 2007 10:00:15 +0000 Wolfgang Ruge http://die-empfehlungen.net/2007/07/22/die-welt-mit-kinderaugen-furchten/ Rezension zu Neil Gaimans “Coraline”

Inhalt

Coraline zieht mit ihren Eltern um. In der neuen Wohnung entdeckt sie einen Zugang zu einer Parallelwelt. Diese erscheint ihrer eigenen Welt anfangs ähnlich, offenbart mit der Zeit aber immer mehr Schrecken. Die „andere Mutter“ von Coraline offenbart sich als seelenfressende Konstrukteurin der Welt und möchte Coralines Seele stehlen. Um das Mädchen nach der Flucht wieder in ihre Welt zurück zu holen, entführt sie dessen Eltern. Coraline kehrt in die Parallelwelt zurück und trifft auf drei Kinder, deren Seelen ebenfalls gefangen sind. Sie schlägt der Herrscherin der Parallelwelt einen Handelt vor: Wenn sie die gefangenen Seelen findet, darf sie gehen, wenn nicht, gehört auch ihre Seele der „alten Vettel“. Diese geht auf den Handel ein. Coraline kann alle Seelen finden, muss sich auf der Suche aber immer wieder ihren Ängsten stellen. Einzig und allein ihre Liebe zu den Eltern lässt sie das Abenteuer durchstehen und wieder in ihre Welt zurückkehren.

Rezension

Autor Neil Gaiman schreibt einen soliden Horror-Roman. Dank der einfachen Sprache liest man sich sehr schnell ein und sieht die Welt bald durch die Kinderaugen der Protagonistin. Dies wird auch durch eine Liebe zum Detail erreicht, in den ersten Kapiteln spielt Coraline nicht einfach im Garten, sie entdeckt ihn. Bei den skurrilen Mitbewohnern des Hauses fallen dem kleinen Mädchen Details auf, die Erwachsene normalerweise nicht beachten. Auch wird an Kleinigkeiten, wie dem von fast allen Erwachsenen falsch ausgesprochenen Namen deutlich, dass das Mädchen von den Erwachsenen nicht das erhält was es sich wünscht: Aufmerksamkeit.

In der Parallelwelt sieht sich Coraline dann mit den Urängsten eines Kindes konfrontiert. Einsamkeit – Verlust der Eltern – furcheinflößende Kreaturen. Einzig und allein ein sprechender Kater steht ihr zu Seite und hilft ihr, ihre Angst zu besiegen.

Die Angst des Mädchens ist gut beschrieben, weil sie sehr bildhaft dargestellt wird – so hat die „alte Vettel“ anstelle von Augen Knöpfe, ihre Lieblingsmahlzeit sind Küchenschaben. Obwohl Gaiman starke Metaphern verwendet, erscheint das Buch nie übertrieben blutrünstig oder brutal. Als Leser kann man mit Coraline mitleiden.

Der Roman ist jedoch nicht nur eine Horror-Geschichte, er ist auch ein Märchen. Es finden sich die typischen Elemente wie die „böse Hexe“ oder sprechende Tiere. Auch das Grundmotiv spiegelt die pädagogische Funktion von Märchen wieder. Für die Hauptperson ist es wichtig, sich ihrer Angst zu stellen und diese zu besiegen. Auch das Bedürfnis geliebt zu werden, wird Coraline sehr deutlich. Und so gibt es – märchentypisch – ein Happyend.

Dabei verfällt Neil Gaiman trotzdem nicht in einen onkelhaften Erzählstil, wie er z.B. von den Gebrüdern Grimm bekannt ist. Zwar wird einfach erzählt, auf die für Märchen typischen Verniedlichungen wird aber verzichtet.

Was an dem Roman stört, ist der Name der Hauptperson. Ich habe fast immer Caroline, statt Coraline gelesen.

Das Ende wirkt ein wenig überhastet, und geht sehr problemlos vonstatten. Es mag nicht ganz zur sonst sehr guten Beschreibung von Furcht passen. Was genre-fremde Leser bemängeln werden, ist dass das Geheimnis um den Weg in die Parallelwelt nicht aufgeklärt wird. Wer jedoch damit leben kann, dass nicht alles bis in letzte Detail aufgeklärt wird, wird über diese Schwäche gerne hinwegsehen – insbesondere weil das „Mystische“ und Unbekannte den Horror noch verstärkt.

Fazit

„Coraline“ ist ein einfach geschriebenes aber dennoch spannendes Horror-Märchen, das zwei bis drei Stunden Lesespaß verspricht. Sehr Gut- (1,3).

Anmerkung

Darüber wie weit sich das Buch für Kinder eignet, kann man epische Diskussionen führen. Bewahrpädagogen werden das Buch sicherlich als „zu heftig“ empfinden, andere Richtungen werden das Buch als gut erachten, weil es die von Bruno Bettelheim aufgezählten Vorteile von Märchen besitzt, und sich so in bewährte Tradition einfügt.

Bibliographische Daten

Neil Gaiman: Coraline. Gefangen hinter dem Spiegel.
Heyne, 2005, 175 Seiten, Taschenbuch.
ISBN: 978-3453400603

]]>
http://die-empfehlungen.net/2007/07/22/die-welt-mit-kinderaugen-furchten/feed/