Die Empfehlungen » Thriller http://die-empfehlungen.net http://www.die-empfehlungen.net Fri, 06 Jun 2008 11:01:39 +0000 http://wordpress.org/?v=2.5.1 en Schlechtes Actionkino zum Lesen http://die-empfehlungen.net/2008/04/27/schlechtes-actionkino-zum-lesen/ http://die-empfehlungen.net/2008/04/27/schlechtes-actionkino-zum-lesen/#comments Sun, 27 Apr 2008 11:00:27 +0000 Christian Lenz http://die-empfehlungen.net/?p=86 Rezension zu “Das Tartarus-Orakel” von Matthew Reilly

Inhalt

Es ist soweit, nach über 4.500 Jahren naht wieder der Tag von Tartarus, an dem die Sonne der Erde wieder ihren heißesten Fleck zuwendet. Wenn dies geschieht, ohne das entsprechende Vorkehrungen getroffen worden sind, bedeutet dies das Ende der Menschheit.

Wurden jedoch entsprechende Vorbereitungen getroffen, so kann das Schicksal der Menschheit entschieden werden, indem entweder das Ritual der Macht, bei dem eine Nation, für die nächsten 1.000 Jahre, zum absoluten Beherrscher über alle anderen wird, oder aber das Ritual des Friedens durchgeführt wird.

Das letzte Mal als der Tag von Tartarus anbrach, geschah dies zu den Zeiten der Pharaonen, die extra dafür die Pyramide von Gizeh bauten und sie mit einer besonderen Spitze versahen, die die Energie des Tartarus-Sonnenflecks aufnahm und für das Ritual zur Verfügung stellte. Bald nach dem Ritual wurde das machtvolle Instrument aber aus Sicherheitsgründen in seine sieben Teile zerlegt und die einzelnen Teile in den sieben Weltwundern versteckt.

In der Jetztzeit befinden sich drei verschiedene »Teams« auf der Suche nach den verloren gegangenen Teilen der Spitze.

Eine umfangreiche europäischen Truppe unter der Führung der katholischen Kirche, die dafür sorgen will, dass das Christentum die nächsten 1.000 Jahre herrscht.

Die zweite, große Gruppierung wird von einer Sondereinheit, man kann schon sagen Sonderarmee, der Vereinigten Staaten von Amerika gestellt.
Die dritte Gruppe um den Ex-Soldaten Jack West setzt sich dagegen aus einigen wenigen Individuen zusammen, die Spezialisten in ihren jeweiligen militärischen Fachgebieten sind. Es ist ein kleiner Spezialtrupp mit Angehörigen aus sieben verschiedenen Staaten, mit einer völlig anderen Zielsetzung, nämlich dafür zu sorgen, dass keine der anderen Gruppierungen in den alleinigen Besitz aller Teile kommt und das Ritual zur Erlangung der absoluten Macht auf Erden durchführen kann.

Diese drei Teams liefern sich einen gnadenlosen Wettkampf um die Teile des Schlusssteins.

Rezension

»Das Tartarus-Orakel« liest sich wie ein in Buchform gegossener Actionfilm.

Allerdings wie ein schlechter Actionfilm, bei dem es kracht und scheppert und man vor lauter Explosionen und Action keine wirkliche Handlung sieht. Die Art, bei der man sich nach dem Rausgehen aus dem Kino denkt, ›Nette Action, aber worum ging es eigentlich?‹ und die man am nächsten Tag schon vergessen hat.

So ähnlich liegt der Fall bei diesem Buch. Matthew Reilly konzentriert sich viel zu sehr auf die Action an den verschiedensten Schauplätzen und lässt seine Protagonisten von einem Ort zum nächsten hetzen. Dabei vernachlässigt er die Entwicklung der Charaktere und die sie verkommen zu Füllstücken.

Bei den Charakteren, nun da gibt es die üblichen Verdächtigen, die Guten (der Held Jack West und seine Leute) und die Bösen (im Prinzip der gesamte Rest). Und natürlich gibt es auch eine kippelige Figur, die nicht ganz einzuordnen ist, und die ebenso natürlich zu Wests Team gehört.

Die bösesten der Bösen gehören zu den amerikanischen Truppen, die direkt dem Präsidenten, und nur ihm, unterstellt sind, und sich einen Dreck um solch unwichtige Dinge wie Menschenrechte, Kulturgüter der Menschheit oder die Freiheit (anderer) kümmern und munter drauf losballern und sprengen. Wer da Vergleiche mit anderen Truppen der Vergangenheit ziehen möchte, kann dies gerne tun. Auch auf Nazis wird nebenbei noch eingegangen, denn die Amerikaner haben sich doch glatt noch einen lebenden Altnazi einverleibt, der schon damals nach den Teilen des Schlusssteins gesucht hat und ihnen heute einen Vorteil verschaffen könnte.

Auch die Truppen unter der Führung eines katholischen Priesters gehen nach dem Motto »Erst schießen, weiter schießen, Fragen werden nicht gestellt!« vor.

Zur Handlung ist nur zu sagen, dass sie stets nach einem ähnlichen Schema abläuft: Wests Team hat fast ein Teil an sich gebracht, dann wird es ihm auch schon wieder entrissen. Seltsam, als ob sie einen Verräter unter sich hätten?

Die Action-Szenen sind teilweise zu übertrieben geschildert und die Fallensysteme der Ägypter funktionieren auch nach 4.500 Jahren immer noch besser als unsere modernsten Systeme. Sogar die Krokodile sind immer noch in genau dem richtigen Wandloch.

Man ist ja Übertreibungen und Nonsense gewohnt, aber was dem Ganzen die Krone aufsetzt ist Jack Wests Flugzeug, eine alte 747, die er damals Saddam höchstpersönlich geklaut hat. Darüber, dass das Ding von einem Piloten allein geflogen wird, seit Jahren mitten in der Einöde landet und startet, von höchstens einer Handvoll Leuten gewartet und umgebaut wurde, kann man hinwegsehen. Bei den vier großen Kanonentürmen die am Flugzeug angebracht wurden tut man sich schon schwerer, denn es gibt da so eine Kleinigkeit, die nennt sich Aerodynamik.
Aber das die das Flugzeug auch noch mit Senkrechtstarterfähigkeiten ausgestattet haben sollen, das schlägt dem Fass den Boden aus! Vor allem, wenn das Ding dann auch noch ohne Probleme für mehrere Minuten an der gleichen Stelle im Schwebeflug verweilt und die Leute munter über die Tragflächen laufen! Das ist sowas von hanebüchen, das mir die Worte ausgehen.

Fazit

Ein Buch das man getrost im Buchladen stehen lassen kann.
Aufgrund einiger weniger Action-Szenen, die man lesen kann, rettet sich das Buch vor der 6 und bekommt »nur« ein Mies (5,0).

Bibliographische Daten

Matthew Reilly: Das Tartarus-Orakel
Ullstein, 2007, 512 Seiten Taschenbuch
ISBN: 978-3548267180

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Von der Macht der Musik http://die-empfehlungen.net/2007/10/21/l-cl-von-der-macht-der-musik/ http://die-empfehlungen.net/2007/10/21/l-cl-von-der-macht-der-musik/#comments Sun, 21 Oct 2007 10:00:32 +0000 Karsten Stiller http://die-empfehlungen.net/2007/10/21/l-cl-von-der-macht-der-musik/ Rezension zu “Die Dunklen” von Ralf Isau

Inhalt

Weimar, Januar 2005: Sarah D’Albis, weltberühmte Pianistin, und Nachfahrin des Komponisten Franz Liszt (jedenfalls behauptete das Sarahs verstorbene Mutter), wohnt der Uraufführung eines lange verschollenen Musikstückes ihres Vorfahren bei, das bei Aufräumarbeiten nach dem Brand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek wiederentdeckt wurde. Sarah ist eine Synnie - das heißt, sie besitzt die Gabe der Synästhesie, der Fähigkeit, Empfindungen nicht nur mit dem von der Natur dafür vorgesehenen Sinn wahrzunehmen, sondern noch zusätzlich mit einem weiteren. Genauer gesagt, besitzt sie die Fähigkeit der Audition Colorée: Sie kann also Töne und Musik regelrecht als farbige Muster sehen. Bei der Premiere dieses Musikstücks jedoch passiert etwas, dass sie selbst nie für möglich gehalten hatte: Sie sieht den Text eines Gedichtes, in dem, unter anderem, von Farbenlauschern, einer Melodie der Macht und einer Purpurpartitur die Rede ist.

Kurz darauf entgeht sie nur knapp einem Anschlag und lernt dabei einen mysteriösen Mann kennen, der sie davor bewahrt, entführt zu werden. Dieser berichtet ihr von einer geheimen Gesellschaft, den Farbenlauschern, den beiden Fraktionen, in welche sie seit über 300 Jahren aufgespalten ist - die Adler und die Schwäne - und dass die Adler beabsichtigen, die Welt nach ihrer Façon umzugestalten. Das soll mit Hilfe der ebenfalls verschollenen “Melodie der Macht”, die in der Purpurpartitur niedergelegt ist, geschehen. Will Sarah das verhindern, muss sie diese Partitur vor den “Adlern”, die auch “Die Dunklen” genannt werden, finden. Es beginnt eine Reise, die sie von Weimar aus durch große Teile Europas führt. Jena, Kopenhagen, Budapest, Le Beau de Provence, Paris, Amsterdam, Sankt Petersburg und Rom heißen die Stationen ihrer Suche. Mehr als einmal gerät sie in Lebensgefahr, mehr als einmal scheint bereits alles verloren - und als sich die Staats- und Regierungschefs der Welt Anfang April 2005 in Rom versammeln, um an der Begräbniszeremonie für Papst Johannes Paul II. teilzunehmen, kommt es zum geradezu dramatischen Finale.

 Rezension

Ralf Isau gelingt mit “Die Dunklen” das Kunststück, eine Künstlerbiographie, ein Sachbuch, eine Liebesgeschichte und eine wirklich packende Verschwörungsgeschichte unter einen Hut zu bringen - und das auf eine Art und Weise, dass man das Buch freiwillig erst aus der Hand legt, wenn man wirklich die letzte Zeile gelesen hat. Über 600 verschiedene Quellen hat er ausgewertet und in den Roman eingebaut - und trotzdem kommt seine Erzählkunst nie zu kurz, die er besonders dann ausspielt, wenn er sich mit den besonderen Fähigkeiten seiner Protagonistin befasst.

Wer Ralf Isaus Werke kennt, wird an manchen Stellen auch Verknüpfungen zu anderen seiner Bücher finden - insbesondere zum vierteiligen Epos um den “Kreis der Dämmerung” - aber diese Verknüpfungen sind nur sehr lose und für das Verständnis von “Die Dunklen” nicht notwendig. Es braucht auch keine Krücke, auf die es sich stützen müsste - es steht für sich. Und wenn sich ein Verlag findet, der es ins Englische übersetzt, dann müssen sich Dan Brown und die anderen Großmeister der Spannungsliteratur warm anziehen: Mit Ralf Isau würde ihnen ein starker Konkurrent erwachsen …

Fazit

Ein im wahrsten Wortsinn fantastisches Buch - und ich würde, angesichts seiner Meisterschaft bei der Beschreibung außergewöhnlicher Fähigkeiten, zu gerne einmal einen Perry-Rhodan-Roman von ihm lesen …

Daher gebe ich dem Buch die Note: Sehr Gut (1,0).

Bibliographische Daten

Ralf Isau: Die Dunklen
Piper, 2007, 587 Seiten
ISBN 978-3-492-70139-6

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Zukunft und Vergangenheit http://die-empfehlungen.net/2007/09/09/zukunft-und-vergangenheit/ http://die-empfehlungen.net/2007/09/09/zukunft-und-vergangenheit/#comments Sun, 09 Sep 2007 10:00:20 +0000 Wolfgang Ruge http://die-empfehlungen.net/2007/09/09/zukunft-und-vergangenheit/ Heute haben wir zwei Leseproben im Angebot. Beide stammen vom Fabylon-Verlag.

Psyhack

Die erste Probe entstammt dem Roman Psyhack von Michael K. Iwoleit In dem 21. Jahrhundert, das der utopische Thriller schildert, sind Menschen nur noch eine Handelsware. Marek Yanner führt für seine Auftraggeber zwielichtige Geschäfte aus. Nach erfolgreicher Ausführung wird ihm die Erinnerung genommen. Nachdem er einem hohen Funktionär ermordet hat, behält er einen Teil seiner Erinnerungen. Weil ihn die Polizei verfolgt, muss er diese komplettieren.

leseprobepsyhack.pdf

Hakonwulf von Thule

Hakonwulf von Thule ist ein historischer Roman aus der Feder Hanns Kneifels. Er spielt um 1000 nach Christi Geburt im sagenumwobenen Land Thule. Prinz Hakonwulf, der Thronfolger, muss aus seinem Reich fliehen. Es verschlägt ihn nach Britannien, wo er in Kontakt mit der Legendären Tafelrunde von Camelot in Kontakt kommt.

leseprobehakonwulf.pdf

Bibliographische Daten

Michael K. Iwoleit: Psyhack.
Fabylon, 2007,  224 Seiten, Taschenbuch.
ISBN: 978-392707113-1

Hanns Kneifel: Hakonwulf von Thule.
Fabylon, 2007, 280 Seiten, Hardcover.
ISBN: 978-392707116-2

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Feuriges Thema oder kalter Kaffee? http://die-empfehlungen.net/2007/07/04/feuriges-thema-oder-kalter-kaffee/ http://die-empfehlungen.net/2007/07/04/feuriges-thema-oder-kalter-kaffee/#comments Wed, 04 Jul 2007 10:00:36 +0000 Wolfgang Ruge http://die-empfehlungen.net/2007/07/04/feuriges-thema-oder-kalter-kaffee/ Rezension zu “Ausgebrannt” von Andreas Eschbach.

Inhalt

Für Markus Westermann ist Amerika das Land seiner Träume. Als er von der Finanzfirma Lakeside und Rowe einen Auftrag zur Anpassung der Software erhält, ist dies für ihn die Chance, sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine Existenz aufzubauen. Kaum ist Markus in der amerikanischen Niederlassung angekommen, unternimmt er alle Anstrengungen eine Green Card zu erhalten. Mit „Other People Money“ und „Other People Ideas“ möchte er ein Vermögen machen.

Zunächst gilt es jedoch eine längere Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Deshalb legt sich Markus mächtig ins Zeug und macht massenweise Überstunden, bis er vom Chef das Angebot erhält, in eine andere Abteilung zu wechseln und in Amerika zu bleiben. Markus ist überglücklich, wird aber wenige Tage später wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der Vorgesetzte wird befördert und sein Nachfolger widerruft sein Angebot. Markus muss nach Ablauf des Auftrages wieder nach Deutschland – vorher darf er jedoch alle Überstunden abbummeln.
Er fährt durch Amerika und trifft auf Walter Block, einen Österreicher, der eine neue Möglichkeit entdeckt hat, Öl zu finden. Markus wittert Morgenluft und gründet zusammen mit Block ein Unternehmen – Die „Block Explorations“, welches die Aufgabe hat, Blocks neue Methode zu vermarkten. Aufgrund der immensen Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Öl sind schnell Investoren gefunden. Die Investment Firma PPP, der man nachsagt ein Einstieg wäre mit Erfolg verbunden, stellt das Startkapital zur Verfügung. Als Block in Arizona Öl findet, fließt das Geld in Strömen.

Beim Vertragsabschluss mit PPP lernt Markus Amy-Lee Wang kennen. Zwischen ihm und der Bankerin entwickelt sich eine vorwiegend sexuelle Beziehung, die so befriedigend ist, dass Markus Amy einen Heiratsantrag macht. Diese möchte nur die Zustimmung ihres Vaters einholen. Dieser ist ein Investor und schlägt Markus einen Deal vor: Amy im Tausch gegen die Block-Methode.

Die „Block-Methode“ gewinnt immer mehr an Popularität und so erhalten Markus und Block einen Auftrag aus Saudi-Arabien. Trotz Bedenken seitens Block nehmen die Beiden den Auftrag auf Druck der amerikanischen Regierung an.

Während des Auftrages lernt Markus den CIA-Agenten Charles Taggard kennen. Dieser ist davon besessen, mehr über die arabische Welt zu erfahren, weil seine Tochter in den Wirren des 11. Septembers ums Leben kam, weil ihr Spenderherz nicht schnell genug geliefert wurde. Taggard sensibilisiert Markus für die enorme Bedeutung des Öls in der Weltwirtschaft und macht ihn darauf aufmerksam, dass seine Freundin Amy-Lee für ihren Vater schon öfter mit Männern geschlafen hat, um diesen ihre Geheimnisse zu entlocken.

Am darauf folgenden Wochenende beendet Markus seine Beziehung mit Amy. Und auch im Beruf läuft es nicht gut, die Suche nach Öl in Saudi-Arabien bleibt erfolglos, der Auftrag wird abgebrochen und zu allem Überfluss wird Block entführt. Wieder zurück in Amerika wird löst PPP Markus’ Firma auf. Er steht auf der Straße. Er setzt sich in seinen Wagen, rast auf der Autobahn, baut einen Unfall…

Warnung: Inhaltsangabe bis Buchende
show

Rezension

Das Schöne an einem Eschbach ist, dass man immer weiß, was man bekommt. Man bekommt einen gut geschriebenen, erstklassig recherchierten Roman. Auch bei „Ausgebrannt“ bestätigt Andreas Eschbach diese „Vorurteile“. Der Roman ist die ganze Zeit über flüssig zu lesen, und das obwohl er nicht unbedingt leichte Kost darstellt. Dies liegt auch darin begründet, dass der Roman auch „Eine kleine Geschichte des Öls“ hätte heißen können. Geschickt eingebaute Rückblenden, führen dazu, dass die Geschichte eigentlich Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt, mit dem Bau der Bagdad-Bahn. Von dort an wird – immer in Form von in die Geschichte passenden Rückblenden – erzählt, wie das Öl weltpolitische Entscheidungen beeinflusst hat. Manchmal sind diese Passsagen nicht unbedingt wichtig für den Handlungsfortschritt des Romans, jedoch erläutern sie die wichtige Position des Öls und wirken als willkommene Hintergrundinformationen und nicht störend. Durch die vielen Hintergrundinformationen erinnert der Roman ein wenig an „Eine Billion Dollar“, welcher auch durch sehr gute Recherche besticht.

Das Schöne an einem Eschbach ist, dass man nie weiß, was man bekommt. Der Mann ist ein literarisches Chamäleon. Von Science-Fiction über Kinderbücher bis zu Thrillern liest man alles aus der Feder von Andreas Eschbach. Die Thematik bei den Thrillern ist höchst unterschiedlich. Manche Thriller behandeln globale Themen (Eine Billion Dollar) andere sind sehr personenzentriert (Der Nobelpreis, Der Letzte seiner Art). Ausgebrannt ist wieder eher global orientiert. Das Ende des Ölzeitalters – ziemlich starker Tobak für Belletristik. Diese globale Orientierung hindert Andreas Eschbach jedoch nicht daran, saubere Charakterisierungen zu schreiben. Viele der Personen sind nichts Besonderes, wirken aber gerade dadurch authentischer als literarisch übertrieben dargestellte Freaks. Es handeln Menschen, wie man sie aus den Nachrichten und aus der Nachbarschaft kennt. Der Vater von Amy-Lee entspricht dem Skrupellosen Geschäftsmann, man könnte sich ihn an der Spitze eines realen Wirtschaftsunternehmens vorstellen. Markus Schwester Dorothea hat Sorgen, wie sie die normale Bevölkerung hat – wie soll sie Heiz- und Benzinkosten bezahlen, wie knüpft sie als Neue im Dorf soziale Kontakte, etc.

Typisch für Andreas Eschbach sind bestimmte Muster. Eines dieser Muster ist, dass die Reichen und Mächtigen oftmals nicht glücklich sind. In „Die Haarteppichknüpfer“ ist es der Sternenkaiser, der trotz oder gerade wegen immenser Machtfülle den Tod herbeisehnt. In „Eine Billion Dollar“ bleibt John Fortanelli über weite Strecken das private Glück verwehrt. In „Ausgebrannt“ muss der schwerreiche Vater von Amy miterleben, dass all sein Geld den Tod seiner Frau nicht verhindern kann.

Typisch für Andreas Eschbach ist auch, dass er sich immer andere Narrationsstrukturen einfallen lässt. „Die Haarteppichknüpfer“ enthalten vielmehr thematisch zusammenhängende Kurzgeschichten anstatt eines durchgehenden Romans. In „Der Nobelpreis“ kommt mitten im Roman eine Information, die das Bild des Lesers vollkommen auf den Kopf stellt. In „Ausgebrannt“ rekonstruiert Eschbach den ersten Teil der Geschichte in Form von Rückblenden, die teilweise selbst noch Rückblenden erhalten. Auf den ersten Seiten wissen wir, wie der Traum von Markus Westermann endet: Im Krankenbett. Was passiert weiß der Leser, folglich liegt der Fokus auf dem Wie – eine Technik die höchsten Lesegenuss verspricht, wenn der Autor schreiben kann.

Leider gibt es auch gewisse „Standards“ bei Eschbach, die negativ zu Buche schlagen. Einer dieser Standards ist, dass der Autor keine ordentlichen Enden schreiben kann oder will. In seinen frühen Roman umschifft Eschbach dieses Manko durch ein offenes Ende, das mir eigentlich immer gefallen hat. In „Ausgebrannt“ soll ein richtiges Ende rauskommen, was dazu führt, dass der zweite Teil wesentlich schlechter ist als der erste. Im zweiten Teil gibt es weniger Rückblenden, so dass der Fokus mehr auf dem „Was“ liegt. Dieses Was ist leider nicht sonderlich gut. Der zweite Teil zeigt eine Zukunftsvision, die übertrieben und nicht in sich schlüssig wirkt. Ein Beispiel dafür ist die Rolle des Internets. Ich gehe mit der Vision konform, dass die Mobilität nach dem Ende des Ölzeitalters sinken wird. Womit ich aber nicht konform gehe, ist das von Eschbach implizit geschilderte Ende der neuen Medien. Schon heute sind Telearbeit und Zeitungen im Onlineformat groß im Kommen. Nach dem Ende der Mobilität wird die Telearbeit zunehmen, das Internet wird an Bedeutung gewinnen, viele Ressourcen werden in die Aufrechterhaltung dieses Systems gesteckt werden. Wir werden keine Zivilisation aus Kleingärtnern werden, die in Fahrgemeinschaften zur Arbeit fahren und dort das Faxgerät nutzen, weil das Internet gestorben ist.

Neben dieser Schwäche geht das Ende der Zivilisation viel zu schnell von statten.

Das größte Manko des zweiten Teils ist aber der übermäßig konstruierte Plot. Markus tappt von einem glücklichen Zufall in den nächsten. Das Institut, das die Formeln seines Vaters besitzt, gehört glücklicherweise seiner Ex-Freundin, die glücklicherweise von ihm schwanger ist und glücklicherweise nicht den Drang verspürt Markus den Kopf abzureißen, sondern ihn glücklicherweise heiratet. Glücklicherweise können die Beiden die Erfindung von Markus Vater rekonstruieren, obwohl sie beide eigentlich keinerlei Begabung in solcherlei Dingen haben. Glücklicherweise hat der ehemalige Kollege von Markus, der wegen der Anschuldigung sexueller Belästigung entlassen wurde, auf dem Rückflug eine Amerikanerin kennen gelernt, die glücklicherweise später Senatorin wird.

Glücklicherweise trifft Markus’ Bruder den zukünftigen König von Saudi-Arabien, der glücklicherweise von seinen Solarzellen begeistert ist.

Und glücklicherweise war das Buch dann auch mal zu Ende.

Fazit

Der erste Teil des Buches ist ein genialer Thriller. Bis Seite 550 ist der Roman SEHR GUT (1,0). Die letzten 200 Seiten nerven aber durch eine extreme Häufung glücklicher Zufälle und eine übertriebene Endzeitstimmung. Gerade noch AUSREICHEND (4,5).
Also am Ende etwas Mathematik. Der erste Teil ist ungefähr doppelt so lang wie der Zweite und sollte daher Doppelt gewertet werden. (2*1,0 + 1*4,5)/ 3 ergibt: 2,17.
Dank des guten ersten Teils reicht es also noch für ein GUT.

Biblographische Daten

Andreas Eschbach: Ausgebrannt
Lübbe, 2007, 752 Seiten, Hardcover.
ISBN: 978-3785722749

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