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Dezember 16, 2007

Reiseziel: Tod

Posted in: Belletristik, Buch, Fans rezensieren Profis

Rezension zu “LEA” von Pascal Mercier

Inhalt

Adrian Herzog, der auch der Erzähler des Romans ist, sitzt in Saint-Rémy im Café und trifft dort zufällig einen Berner Landsmann. Kaum bekannt gemacht, beschließen die Männer, ihren Heimweg gemeinsam anzutreten; beide mit einem gefühlsschweren „Päckchen“ beladen. Doch das des Fremden ist größer, als das von Adrian. Und so wird die Fahrt fast ausschließlich eine Reise durch die Geschichte von Martijn van Vliet und seiner Tochter Lea.

Von Anfang an ist klar, dass die puzzleweise berichteten Ereignisse sich überschlagen und in einer Katastrophe enden werden. Doch Adrian fährt weiter und hört zu. Hört von dem Tod der Frau und Mutter, von der Trauer und der Geigenmusik, die für die Zurückgelassenen anfänglich alles zum Guten zu wenden schien und am Ende doch nur wieder den Tod in neuen Kleidern brachte.

Es ist die Geschichte von Lea van Vliet - einem ehrgeizigen kleinen Mädchen, einer gefeierten Geigerin, einer zerbrochenen Seele. Und es ist die Geschichte eines Vaters, der sein Leben dem der Tochter kompromisslos unterordnet und bei dem Versuch ihrer Rettung im Morast aus Moral, Eifersucht und Hilflosigkeit versinkt.

Zusammen mit dem Buch endet auch die Geschichte, enden Lea und ihr Vater. Nur Adrian bleibt übrig, noch ein bisschen nachdenklicher, fahler und unscheinbarer als zu Beginn des Romans.

Rezension

Nein, ich habe “Nachtzug nach Lissabon” nicht gelesen. Die heftigen Diskussionen über LEA, die vernichtenden Kritiken der Feuilletonisten und die Berichte über die Rettungsaktionen der Buchhändler habe ich dagegen mit äußerstem Interesse verfolgt. LEA - ein Buch, das ich beladen mit Vorurteilen konsumiert habe.

Erwartet habe ich eine schnulzige Liebeserklärung an ein Kind und die Musik. Erhalten habe ich das Gegenteil. LEA ist für mich eine Geschichte über die Abwesenheit von Gefühlen, über Taubheit und Todessehnsucht. Eine Erzählung, die hinter den Worten einen inneren Dialog transportiert - das inwendige Streitgespräch zwischen Jenseitswunsch und aufoktroyierter Gute-Laune-Moral.

Dadurch, das eine der Romanfiguren eine Geschichte erzählt, über einen Mann, der eine Geschichte erzählt und dabei selbst wiederum in Gedanken die Vergangenheit reflektiert, ist der Text erwartungsgemäß von einem ständigen Zeitenwechsel befallen. Rein handwerklich eigentlich ganz geschickt umgesetzt, hat es mich als Leser doch mehr als einmal irritiert und im Verlauf teilweise sogar genervt.

Eine berührende Geschichte über Hilflosigkeit. „Warum hast du nichts unternommen?“, frage ich diesen Vater und merke, dass der Autor mich erfolgreich an meinen Gefühlswurzeln gepackt hat. Das gibt Bonuspunkte.

Aber warum um Himmels willen hat er Adrian im Stich gelassen? Habe ich die Spur seiner Entwicklung zwischen den Zeilen verloren? Ist diese leere Figurenhülle symbolisch gemeint? Wenn ja, fehlt mir der Schlüssel für den Zugang. Schade.

Fazit

Eine Geschichte, deren offensichtlichem Gang man als Voyeur auf einem verschlungenen Erzählpfad folgt, um dieser Tragik nachzuspüren. Leider bleibt die Erzählfigur dabei auf der Strecke. Trotzdem durchaus GUT - (2,3).

Bibliographische Daten

Pascal Mercier: LEA.
Hanser, 2007, 256 Seiten, Gebundene Ausgabe.
ISBN: 978-3446209152


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