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Rezension zu “Kurze Geschichte des Traktors auf ukrainisch” von Marina Lewycka

Inhalt

Nadia ist schockiert, als ihr Vater wieder heiraten will. Zum einen ist ihre Mutter noch nicht allzu lange tot, zum anderen ist die neue Traumfrau des 84jährigen gerade mal 36. Wie ihr Vater stammt sie aus der Ukraine. Schnell kommt Nadia der Verdacht, dass die Dame nur hinter dem Geld ihres Vaters her ist, und so kämpft sie zusammen mit ihrer Schwester Vera gegen die Ehe an. Ihr Vater lässt sich jedoch nicht beirren, nur um zu erfahren, dass seine Töchter mit ihren Vermutungen recht hatten. Nun streiten Vera und Nadia für die Scheidung ihres Vaters…

Rezension

Der Debütroman von Marina Lewycka wurde in England ein großer Erfolg und war bald auch in den deutschen Bestseller-Listen vertreten. In vielen Besprechungen werden die spritzigen Dialoge gelobt, und wie diese die Klüfte zwischen den Hauptpersonen aufzeigen.

Was des einen Kritikers Freud, ist des anderen Leid. Die Dialoge sind in knapper Sprache gehalten und gut zu lesen. Leider scheinen sie das Allheilmittel der Autorin zu sein, um Informationen zu transportieren. Ich schätze ungefähr 70 bis 75% des Buches bestehen aus Gesprächen. So kommt es, dass es gegen Mitte des Buches irgendwie ermüdend wird, das xte Gespräch zwischen Nadia und ihrer Schwester Vera zu lesen.

Die Personen des Romans tragen auch nicht dazu bei, das Niveau zu heben. Die weiblichen Figuren sind die Feministin Nadia und die durch einen Scheidungskrieg desillusionierte Vera. Beide verstehen sich nicht sonderlich gut, was in jedem Dialog betont werden muss. Immer wieder denkt Nadia, die zugleich als Ich-Erzählerin fungiert, darüber nach, wie das Leid ihres Vaters sie und ihre doch so andere Schwester zusammenführt.

Die männlichen Protagonisten könnten als Anlass dienen, die Einführung eines Männerbeauftragten zu fordern, sind sie doch alle ihren Frauen ausgeliefert. Selten sind sie dabei etwas Sinnvolles zu tun. Wenn sie denn etwas Sinnvolles tun, ist es die Reparatur eines Autos. Davon abgesehen beschränken sich die Fähigkeiten der Männer auf Biertrinken, Busen angucken und über Autos zu reden.

Einziger Lichtblick in dem sonst eher tristen Roman ist die Geschichte des greisen Großvaters über die Geschichte des Traktors, die sich recht amüsant liest.

Fazit

Eigentlich ein Anfänger-Roman wie er im Buche steht. Eine nette Grundidee scheitert an handwerklichen Dingen, wie ausdifferenzierten Charakterisierungen.

Meiner Meinung nach reicht es gerade noch für ein LAU (4,0).

Bibliographische Daten

Marina Lewycka: Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch.
DTV, 2006, 360 Seiten, Broschiert.
ISBN: 978-3423245579

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