Gasthof für geruhsame Esser

Rezension zu “Das Erste Horn - Das Geheimnis von Askir - Band 1″ von Richard Schwartz

Inhalt

Der Roman beginnt im Gasthof „Zum Hammerkopf“. Havald, der Erzähler der Geschichte, die magiekundige Leandra und weitere mehr oder weniger ehrbare Männer und Frauen retten sich vor einem Schneesturm ins Warme. Was als kurze Rast gedacht war, wird zu einer tagelangen Nervenprobe. Eingeschneit taxieren sich die Gäste, lernen sich zwangsweise näher kennen, lieben und fürchten. Je länger der Aufenthalt dauert, um so mehr Seltsames fördert dieser Umstand zutage.

Aber nicht nur die Gäste, auch der Gasthof birgt Geheimnisse.

Mit dem ersten Toten gewinnt das unterschwellige Grauen zum ersten Mal an Gestalt. Entdeckungen im alten Gemäuer lassen Schlüsse auf einen viel größeren Zusammenhang zu. Die Vergangenheit des Gasthofs, aber auch die von Havald und den anderen Gästen rückt nach und nach ins Licht der Gegenwart und bildet einen düsteren Ausblick auf die Zukunft. Magie liegt in der Luft und scheint auch das Wetter fest im Griff zu haben.

Als die Masken der wahren Schurken fallen, kommt es zu einem blutigen Kampf und einem gefährlichen Wettrennen. Der Weg zum magischen Quell des Übels führt tief unter die Erde. Gut kämpft gegen Böse. Alt gegen Jung. Tote gegen Lebende. Am Ende gibt es viele Tote zu beklagen. Die Schlacht ist gewonnen, doch eine andere hat gerade erst begonnen.

Rezension

“Das Erste Horn” hat mich in mehrfacher Hinsicht überrascht. Erstens, weil ich trotz des Buchrückentexts einfach nicht hatte glauben wollen, dass sich Dreiviertel der Geschichte in einem Gasthof abspielt. Zweitens, weil es nichtsdestotrotz spannend war. Und drittens, weil zwar die Story am Ende von Band 1 abgeschlossen ist, die Figuren aber noch viele Fragen aufwerfen und ich doch befriedigt war.

Ein hilfreicher Umstand war sicherlich, dass ich keine Phobie gegen Icherzähler habe. Richard Schwartz beherrscht im Gegensatz zu manch anderem gedruckten Autor die Regeln der Perspektive und lässt den Leser ganz und gar in die Rolle dieses geheimnisumwitterten Mannes namens Havald schlüpfen. Mit ihm zusammen erleben wir aus zynisch-humorvollem Blickwinkel das Geschehen. Fühlen seine Weltenwandermüdigkeit, das langsame Erwachen der Lebensgeister und die am Ende geöffnete Blüte einer neuen Liebe.

Dieser Roman glänzt nicht durch Innovationen, sondern durch seine intensive Ausführung klassischer Elemente. Ein scheinbar zufälliger Haufen wird nach dem Big Brother Prinzip auf engstem Raum zusammengepfercht. Dann wartet man, bis die Sache eskaliert. Ein seelisch verwundeter Held, eine energische Schönheit, die sich heimlich nach starken Armen sehnt, der Helfer im Dunkeln Umhang, der in der Ecke sitzt und beobachtet, und ein grobschlächtiger Bösewicht der keiner ist. Natürlich dürfen auch ein paar eingesprengselte Tolkienwesen nicht fehlen. Aber da belässt es Schwartz bei einer relativ geringen Dosis.

Viele Details füllen den Roman und trotzdem erscheinen sie mir nur selten als unnötiger Ballast. Bravo, das hat Markus Heitz mit „Die Zwerge“ bei mir nicht geschafft. Ein, zwei logische Pünktchen sind mir gegen Ende zwar aufgestoßen, im Ganzen betrachtet war das aber nur ein Schluckauf, mehr nicht.

Fazit

Kein überopulentes Fantasywerk, kein Feuerwerk der Innovationen - sondern gute bodenständige Kost, die satt und zufrieden macht. Gut (2,0).

Bibliographische Daten

Richard Schwartz: Das Erste Horn.
Piper, 2006, 397 Seiten, Broschiert.
ISBN: 978-3492266062

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