Erst-Klassisch?

Rezension zu “Die Druidin” von Birgit Jaeckel

Inhalt

Im Jahre 20 vor Christus wächst Talia im Hort der Druiden auf. Zu Beginn ihrer Pubertät entdeckt sie, das sie Seelen sehen kann. Dies hat zur Folge, dass sie nicht zur Heilerin ausgebildet wird, da der hohe Druide Ientus ihre Fähigkeit fürchtet.

Als Talia 19 ist, stirbt ihre Ziehmutter. Während eines Spazierganges im Wald belauscht sie ein Gespräch zweier Druiden, bei dem sie erfährt, dass Ientus ein Opfer so umdeuten will, dass er ein Kind mit Talia zeugen kann. Er hofft, dass sich ihre Gabe auf den gemeinsamen Nachkommen überträgt.

Talia flieht nach „Alte Stadt“, wo ihr leiblicher Vater Caran hohen Einfluss hat. Jedoch weiß Talia nicht, wie sie sich im gegenüber verhalten soll, hat sie doch von ihrer Ziehmutter erfahren, das Caran sie eigentlich nicht wollte und sogar für ihren Tod bezahlt hat.

So nimmt Talia, ohne ihre Herkunft zu offenbaren, eine Stelle an Carans Hof an, und wird in die intriganten Machtspiele des Hochadels hineingezogen.

Rezension

„Die Druidin“ ist das Erstlingswerk von Birgit Jaeckel. Das ist deshalb erwähnenswert, weil man nicht meint einen „Anfänger-Roman“ vor sich zu haben, wenn man das Buch liest.

Birgit Jaeckel schafft es, ihre Protagonisten vielschichtig zu charakterisieren und trotz sehr guter Charakterstudien noch genug Platz für fortwährend spannende Handlung zu finden.

Die große Stärke des Romans liegt darin, dass sich die Bündnisse der Protagonisten untereinander erst nach und nach aufklären. Immer wieder erhält der Leser neue Eindrücke in das Innenleben der Figuren, die dafür sorgen, dass er sein Bild davon, wer die „Guten“ und wer die „Bösen“ sind revidieren muss. Dennoch – und das ist die große Leistung des Romans – wirken die Figuren nicht inkonsistent, es kommt vielmehr eine weitere Facette hinzu, die die Figur in einem anderen Licht erscheinen lässt, ohne die innere Logik der Charakterisierung zu gefährden.

Obwohl es eine klare Aufteilung gibt, wer zu den Guten und wer zu Bösen gehört, gibt es kein klares S/W-Schema. Dies liegt daran, dass sich die Kategorien „Gut“ und „Böse“ an der Figur Talia orientieren, und mit einem Wandel ihrer Lebenssituation auch ein Wandel dessen eintritt, was für sie gut und was für sie schlecht ist.

Dadurch, dass Talia immer mehr über die Intrigen an Carans Hof und immer mehr über ihre Freunde und/oder Feinde erfährt, ergibt sich immer wieder ein neues Bild von der Situation. Die Frage, „Was passiert als Nächstes?“, stellt sich immer wieder, weil die Ausgangssituation sich fortwährend selbst rekonstruiert. Immer wieder fragt sich der Leser: Was hat sich nun geändert, und welche Konsequenzen hat das für Talia? Es ist unmöglich die nächsten Schritte vorherzusehen, wodurch der Roman durchgehend spannend bleibt.

Trotz fortwährender Veränderungen bleibt die innere Logik immer erhalten.

Generell gibt es erst mal zu sagen: Die Druidin ist ein immer gut und spannend zu lesendes Buch mit erstklassigen Charakterisierungen.

Als auffällig, aber nicht negativ, möchte ich die Einführung und das Auftauchen von Figuren aufführen. Die Autorin beschreibt immer zuerst die Figur und nennt dann im nächsten Absatz den Namen, auch wenn die Figur noch nicht vorgestellt wurde. Das wirkt manchmal irritierend.

Zu kritisieren gibt es lediglich eine Kleinigkeit und eine größere Schwäche.

Die Kleinigkeit ist die einseitige Beschreibung von Liebesbeziehungen. Die große Liebesbeziehung im Buch ist die von Atharic und Talia. Leider glänzt diese durch eine besondere Wortarmut. Talia fühlt immer „ihr Herz wie wild schlagen“ und Atharic spürt immer „das harte Glied in seiner Hose“. Die Beschreibung des Sex beschränkt sich darauf, dass „er in sie eindringt“. Ich bin kein Freund von epischen Liebesdramen, aber ein paar mehr Worte hätte die Autorin schon finden können.

Die größere Schwäche ist meiner Meinung nach das Finale. Das ganze Buch wird betont, dass Talias Gabe beschränkt ist und keine Wunder vollbringen kann. Am Ende nutzt Talia die Gabe in einem, einem Wunder gleichkommenden, Modus. Mich hat das Ganze etwas überrascht und die Stärke der Gabe war mir bis dahin nicht so bewusst. Auch die Reaktion der feindlichen Partei ist mir nicht ganz klar. Immerhin steht sie als riesige Übermacht gegen Talia. Auf eine genauere Ausführung verzichte ich, um nicht zu viel vom Inhalt zu verraten. Gesagt werden soll an dieser Stelle lediglich, dass das Ende etwas zu stark überrascht und irgendwie erzwungen wirkt.

Fazit

Ein Buch mit vielen Stärken und relativ wenig Schwächen. Ich vergebe ein SEHR GUT - (1,3). Was für einen Debütroman sicherlich mehr als nur zufrieden stellend ist. In Anbetracht der Tatsache, dass aufgrund des schwachen Endes noch Verbesserungspotential vorhanden ist, freue ich mich auf Birgit Jaeckels nächsten Roman.

Bibliographische Daten

Birgt Jaeckel: Die Druidin
Der Club, 2007, 528 Seiten, Hardcover.
Buch-Nr.: 088414

Informationen

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1 Antwort zu “Erst-Klassisch?”

17 03 2008
Bücher Fraek (19:36:20) :

Die Druidin ist eins meiner lieblings Bücher ^^. Ich kann es nur sehr weiterempfehlen :)




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