Man liest nur mit dem Herzen gut

Rezension zu Antoine de Saint-Exupérys “Der kleine Prinz”

Inhalt

Ein Flugzeugpilot muss in der Wüste notlanden und trifft dort auf den kleinen Prinzen. Dieser stammt von einem fernen Asteroiden und befindet sich auf einer Entdeckungsreise. Im Laufe der Tage erzählt er dem notgelandeten Piloten von seiner Reise. Als dieser sein Flugzeug repariert hat, ist auch für den kleinen Prinzen die Zeit gekommen, um nach Hause zurückzukehren.

Rezension

Wer das Buch nicht kennt, und nur die Inhaltsangabe liest, wird erschrocken denken: “120 Seiten, ein paar Bilder und so wenig Inhalt. Jetzt wird sicher ein Verriss kommen.”
Dem ist jedoch nicht so. “Der kleine Prinz” ist nicht umsonst ein Kinderbuch, das sich seit Generationen ungebrochener Beliebtheit erfreut. Dies liegt in der Art und Weise wie Antoine de Saint-Exupéry die Geschichte zu erzählen weiß.

Der kleine Prinz beherrscht nur ein kleines Reich – aber er ist glücklich. Er besitzt 3 Vulkane und eine Rose um die er sich kümmern muss. Er hat also auch eine gewisse Verantwortung. Der kleine Prinz spiegelt die Sehnsüchte (Glück) und Pflichten (Verantwortung) eines jeden Menschen wieder.
Und der kleine Prinz ist eben noch klein. Das heißt: er sieht die Welt mit Kinderaugen. Dies ist es, was das Buch für Kinder so interessant macht. Sie sehen die “Welt der Großen” und erkennen, dass auch die Erwachsenen keine Antworten auf alle Fragen haben und der Welt manchmal ziemlich hilflos gegenüber stehen. Die “Großen” weisen oft einen biederen Ernst auf, sehen die Welt sehr fantasielos und wirken in ihren Vorstellungen sehr eingefahren.
Die Kinder – repräsentiert durch den kleinen Prinzen – sind anders. Sie erleben die Welt mit mehr Fantasie, ihnen fallen Dinge auf, die die Erwachsenen als Unwichtig abtun, sie sehen die Welt nicht, sie erleben sie, mit den Sinnesorganen, mit Fantasie und Herz.
Diese dem ganzen Buch immanente Botschaft bringt die Figur des Fuchses schließlich auf den Punkt: “Man sieht nur mit den Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”.
“Der kleine Prinz” ist ein Appell für Toleranz, ein Appell sich mit seinen Mitmenschen zu beschäftigen, ein Appell sich zu fragen, was einen selbst glücklich macht und nicht den gesellschaftlichen Status über alles zu stellen.

Für Kinder ist der kleine Prinz “Pflichtlektüre”, da er eine schöne Geschichte erzählt in der sich Kinder wieder finden können. Sie erzählt die Geschichte eines Entdeckers – und darin liegt die Gemeinsamkeit, das große Identifikationspotential: Kinder müssen die Welt noch entdecken, erfahren wieso die Großen so handeln, wie sie es nun mal tun. Sie sind wie der kleine Prinz, nur das ihnen kein Raumschiff zur Verfügung steht.

Doch auch Erwachsene sollten sich durch das Prädikat “Kinderbuch” nicht abschrecken lassen. Wenn man das Buch ein zweites Mal liest, stellt man fest, dass man viele Passagen in Erinnerung behalten hat – und auch wenn man älter ist, die Welt schon weiter entdeckt hat – so weiß man doch, was einen als Kind fasziniert hat. Wenn man die Beschreibung der allzu ernsten “großen Leute” ließt, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, und fragt sich oftmals, ob das für Kinderaugen geschriebene Buch nicht doch sehr viel Wahrheit enthält.

Fazit

Für Kinder ein absolutes Muss, für Erwachsene eine Lektüre die einem zum schmunzeln bringt. Ein Buch das sich zu recht seit Jahren sehr gut verkauft. SEHR GUT (1,0).

Bibliographische Daten

Antoine de Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz.
Rauch, 2000, 94 Seiten, Taschenbuch.
ISBN: 978-3792000274

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