Sagen-hafte Blutsauger

Rezension zu “Lilith” von Christoph Marzi

Inhalt

Seit der Manderly-Krise, wie die Ereignisse um den Lichtlord Lycidas mittlerweile betitelt werden, sind 4 Jahre vergangen. Emily Laing hat, im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Aurora, öfters mal Probleme in der Schule und ist immer noch Außenseiterin. So kommt es ihr nicht unrecht, dass sie, zusammen mit ihrem Mentor Wittgenstein, um Hilfe bei den Ermittlungen zu einem Mordfall gebeten wird. Als sie das Opfer berührt und dank ihrer Tricksergabe dessen Erinnerungen erlebt, erkennt sie, dass Vinshati (vampirähnliche Wesen) hinter dem Mord stehen.

In den folgenden Tagen geschehen immer mehr Morde in London, ganze Züge und U-Bahnen fallen den Blutsaugern zum Opfer. Maurice Mickelwhite und Aurora brechen auf, um zu erkunden, was hinter dem Einfall der Vampire in London steht – ist den Wiedergängern der Zutritt zur Stadt doch eigentlich untersagt. Als die beiden in Paris verschwinden, machen sich Emily und Wittgenstein auf, um ihre Freunde und die Totenmaske Liliths zu suchen, die - so ergibt es sich aus alten Schriften - Lilith wiedererwecken und sie die Vampire bannen lassen könnte…

Rezension

Ganz im Stile Lycidas’ verbindet Christoph Marzi auch in Lilith altertümliche Mythologie mit der Gegenwart. Nachdem im ersten Teil die christlich-abendländische Mythologie den Schwerpunkt bildete, wird diesmal der Bogen von der ägyptischen Mythologie über den Vampirmythos der östlichen Balkanländer hin zur Gegenwart geschlagen.

Dabei besinnt sich der Autor der Stärken des Vorgängerbandes und erschafft wieder eine Welt, in der gut charakterisierte Figuren dafür garantieren, dass kein langweiliges S/W-Schema auftaucht. Oftmals ist unklar wer Gut und wer Böse ist, was einfach daran liegt, dass keiner der Charaktere rein Gut ist. Alle Protagonisten haben nachvollziehbare Motive für ihr Handeln, das sich nie als „rein Böse“ klassifizieren lässt.

Wie schon der Vorgänger ist Lilith gut und spannend geschrieben. Da ich die Stärken von Lycidas schon in der entsprechenden Rezension ausgeführt habe, verweise ich an dieser Stelle einfach hierauf. Lilith nimmt alle Stärken auf. Daneben schafft Marzi es aber auch, von mir für Lycidas konstatierte Schwächen auszumerzen.

Der Übergang zwischen den einzelnen Abschnitten ist fließender, so dass kein „Ende auf Krampf“ erfolgen muss, weshalb die Abschlüsse wesentlich besser und weniger konstruiert erscheinen. Auch das große Finale vermag zu überzeugen. Auch wenn der Finalkampf in meinen Augen zu schnell abgehandelt wird, so ist das Ende noch wesentlich besser als das des Vorgängers, da diesmal nicht nur Friede, Freude und Eierkuchen zurückbleiben.

Unnötige Wiederholungen und Probleme bei zeitlicher Logik sind mir nicht aufgefallen. Marzi fasst öfters Geschehnisse aus Lycidas zusammen, ohne das dies unnötig oder störend wirkt.

Geblieben von den Schwächen des Vorgänger-Romans ist leider Marzis Drang ins Präsens zu fallen. Bei den Ortsbeschreibungen ist es mir weniger aufgefallen, was jedoch an einem Gewöhnungseffekt liegen kann. Soll jedoch eine Szene hervorgehoben werden, wechselt Marzi ins Präsens. Mir ist durchaus bewusst, dass es sich hierbei um ein beliebtes Stilmittel der Neuzeit handelt, ich halte es jedoch für überflüssig und eher störend. Das ganze Buch ist als Erzählung Wittgensteins gehalten, was erzählt wird ist also schon passiert.

Fazit

Lilith ist ein würdiger Nachfolger von Lycidas, der einen Teil der wenigen Schwächen des Vorgängers ausmerzt. Das Buch ist also noch einen Tick besser, die Note dementsprechend auch: Sehr Gut – (1,3).

Bibliographische Daten

Christoph Marzi: Lilith.
Heyne, 2005, 687 Seiten, Trade-Paperback.
ISBN: 978-3453521353

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