Skurrile Science-Fiction

Rezension zu Sunquest 1: “Escendio” von Susan Schwartz

Inhalt

Shanija Ran, Colonel beim Militär, verliert in einem Kampf ihre gesamte Einheit. Ihr letztes Ziel besteht darin, die Erde vor dem bevorstehenden Angriff der Quinternen zu warnen. Ihr Antrieb ist jedoch defekt und sie versucht ihn durch einen Hyperraumsprung durch eine Sonne wieder aufzuladen. Das Unterfangen misslingt und Shanija landet im Sternbild des Schwans. Genauer gesagt auf dem Mond Less, der den Planeten Fathom im Sonnensystem Dies Cygni umkreist. Auf Less funktioniert keine Technologie, dafür hat jedes Objekt eine PSI-Fähigkeit.

Die teilweise obskuren Auswirkungen dieser Tatsache werden Shanija bald bewusst. Ihr Gefechtscomputer PONG verwandelt sich in einen kleinen Drachen, der mit ihr eine Form der Symbiose eingeht.

Kurz darauf muss Shanija vor einem Kollektivwesen, das wie ein wandelnder Müllberg aussieht, davonlaufen. Dieses Wesen fängt sie jedoch ein, was dazu führt, dass Shanija die Diebin As’mala kennen lernt. Diese offenbart ihr, dass die Menschen auf Less Nachfahren des vor Jahrhunderten verschollenen Raumschiffs „Sunquest“ sind. As’mala und Shanija können dem Müllberg entkommen, werden aber bald von einem Baron festgesetzt, der von As’mala bestohlen wurde. Beiden gelingt jedoch die Flucht, auf dem Rückweg müssen sie sich dem „Herrn der Fäulnis“ stellen. Das stinkende, Vernichtung säende Monster wurde von seinen fanatischen Anhängern beschworen. Als der „Herr der Fäulnis“ Shanija angreifen will, kommt ein heller Strahl aus ihrer Brust, der den Herrn besiegt. As’mala nennt diese Fähigkeit „Sonnenkraft“.

Kurz darauf berührt Shanija ein Wesen mit Teleporterfähigkeit und steht zusammen mit As’mala nackt in einer Wüste…

Rezension

Die Grundidee von Sunquest ist nett. Eine Heldin muss sich durch widrige Umstände schlagen, um ihrem Volk eine lebenswichtige Nachricht zu bringen. Dabei strandet sie auf einer „Welt ohne Technik“. An dieser Tatsache wird schon deutlich, dass es sich bei Sunquest nicht um techniklastige Science-Fiction handelt. Wer megaschnelle Antriebe und übermächtige Waffen sucht ist hier falsch.

Sunquest ist ein Serie, die von ihren Figuren und dem doch etwas seltsamen Setting lebt. Soviel zum Allgemeinen. Nun zum ersten Teil des Romans. Der Anfang hat mich etwas enttäuscht. Er wirkte mir zu militärisch, zu pathetisch. Die tapferen Kämpfer, die sich für ihren Planeten opfern. Diese Art von Heldenmythos liegt mir nicht.

Die „militärische Grundstimmung“ bleibt dank des Hauptcharakters leider auch noch eine Weile bestehen. Die Charakterisierung von Shanija Ran ist gut, ohne Frage. Nur leider ist sie für mich keine Identifikationsfigur. Shanija ist eine knallharte Soldatin. Sie kämpft für ihre Sache, und hat für Gefühlsregungen nicht mehr viel übrig. Sie ist menschlich – jedoch kein angenehmer Zeitgenosse.

Zum Glück gibt es noch As’mala. Diese ist so etwas wie die weibliche Inkarnation von Robin Hood – eine ehrliche Diebin, die nur das nimmt, was sie zum Überleben braucht und, wenn möglich, nur die Reichen bestiehlt. Eine absolute Identifikationsfigur ist sie auch nicht, aber immerhin war sie mir sympathischer als Shanija.

Die Beschreibung des Aussehens der beiden Figuren ist sehr ausführlich und gut.

Neben den Figuren lebt Sunquest auch von einem hohen Maß an Skurrilität. PONG ist einfach nur herrlich amüsant. Ein Gefechtscomputer, der zum spielsüchtigen kleinen Drachen wird.

Ein in Symbiose lebendes Wesen, das wie ein Müllhaufen aussieht. Religiöse Fanatiker die den „Herrn der Fäulnis“ beschwören. Die Welt von Sunquest ist skurril, sie ist seltsam, sie ist fantastisch – und man weiß nicht was als Nächstes passieren wird, da hier wirklich alles möglich scheint. Das erzeugt ein gewisses Maß an Spannung und lässt den „Sense of Wonder“ aufkommen. Fremde Wesen, fremde Ökosphären, auch das kann reizvolle SF sein.

Der Schreibstil ist, bis auf den zu militärisch geratenen Anfang, sehr gut und flüssig zu lesen. Es macht Spaß den Abenteuern von Shanija und As’mala auf Less zu folgen.

Lediglich ein recht amüsanter Fehler ist mir aufgefallen: Shanija wacht aus ihrer Ohnmacht auf Less auf und öffnet ihre Rettungskapsel. Sie riecht „wunderbare, sauerstoffreiche“ Luft, betrachtet den schönen Himmel von Less und dreht sich um – und sieht einen riesigen, nach Verwesung stinkenden Müllberg.

Davon ab liest sich der Roman aber gut und wirkt in sich logisch. Was dafür sorgte, dass ich nach einem mäßigen Anfang doch noch Lesespaß hatte.

Fazit

Sunquest entführt den Leser in eine SF-Welt voller skurriler Wunder. Wer solche Geschichten mag, wird sich sicher wohl fühlen. Der erste Teil von Fathomless ist nach der Landung von Shanija auf Less sehr nett zu lesen und bringt einen des Öfteren zum Schmunzeln. Wegen des relativ schwachen Anfangs, und der Tatsache, dass die Hauptperson meiner Meinung nach zu wenig Identifikationspotential bietet, lautet die Endnote „nur“ Gut - (2,3).

Bibliographische Daten

Susan Schwarz: Escendio
In: Susan Schwartz / Ernst Vlecek: Sunquest Band 1: Fathomless
Fabylon, 2007, 240 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3927071179

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