Völkerverständigung in Metropolis
Rezension zu Sunquest Teil 7: „Weihezeit“ von Michael H. Buchholz
Inhalt
Über Burundum stürzt der Orga-Vogel der Gefährten ab. Sie landen auf einer Müllheide. Der Verwalter ist anfangs aufgebracht, verstummt jedoch als er Mun erkennt. Muns gute Beziehungen sorgen auch dafür, dass Shanija und ihre Mitstreiter schnell eine Unterkunft finden, obwohl die Stadt wegen der Weihezeit, in der neue Adepten aufgenommen werden, hoffnungslos überfüllt ist. Bei einem Bummel durch die Stadt wird Shanija von einer Diebin angegriffen, die die Zeit zu kontrollieren vermag. Shanija überlebt den Angriff, wird jedoch verletzt. Auf dem Rückweg zum Hotel kauft sie ein paar Heilkräuter. Der Händler berichtet ihr von den Fioren. Die uralten Wesen würden in einer Stadt innerhalb des Sees leben, den Burundum umschließt. Man müsse jedoch hinab tauchen, was nur mit dem so genannten Brakkenkraut möglich sei. Den Preis von 5.000 Goldstücken kann Shanija jedoch nicht aufbringen.
Darren erspielt die Summe für Shanija und die beiden tauchen gemeinsam in den See hinab. Das Brakkenkraut wirkt jedoch nicht lange genug, so dass Shanija und Darren in Lebensgefahr geraten. In letzter Sekunde werden sie von einem Unterseeboot gerettet, dessen Kapitän im Auftrag der Fioren handelt und Shanija und ihren Begleiter zu diesen führt. Bei den Fioren erfährt Shanija die Geschichte der Gilde der Wissensträger. Diese wurden von den Draawen initiiert. Bei diesen handelt es sich um wurmartige Wesen, die die Fioren vor ihrer Landung auf Less als Datenspeicher domestiziert hatten. Nach der Landung entwickelten diese eine eigene Intelligenz und gründeten die Gilde. Die Fioren wissen darüber hinaus, wie der Ort an dem sich die Urmutter aufhält aussieht, können ihren Standort jedoch nicht bestimmen. Enttäuscht aber dankbar verlässt die Shanija die Fioren, deren Population nur noch aus drei Wesen besteht.
Der Kapitän des U-Boots verweist Shanija an die Lumini, begabte Frauen, die auf das Wissen des Archivs zugreifen können. Der Preis für die Information ist eine Erinnerung, die weder Kunde noch Lumini bestimmen können. Shanija geht den Handel ein und fragt nach dem Aufenthaltsort der Urmutter. Die Lumini kann nicht auf die Information zugreifen, hat aber eine Vision, die das kommen eines Roten Adepten ankündigt, eines Wesen, dass die Gilde der Wissensträger gefährden könnte. Nur einer kann ihn aufhalten: Der Weiße Adept, hinter dem sich niemand anders als Mun verbirgt.
Wieder im Hotel findet Shanija einen Zettel vor. Mun hat den Ruf ins Zentralarchiv erhalten, um dort sein erfahrenes Wissen abzugeben. Seiya, die ihm näher gekommen ist, begleitet ihn so weit wie möglich. As’mala zieht um die Häuser. Es stellt sich heraus, dass die fehlende Erinnerung, die die Lumini genommen hat, nicht Shanija sondern PONG betrifft. Der Drache kann sich nicht mehr daran erinnern, den wertvollen Speicherkristall geschluckt zu haben. Shanija klärt ihn auf, und ist froh nichts Wichtigeres vergessen zu haben. As’mala begegnet in einer Kneipe derweil einem Anwärter auf den Adepten-Posten. Dieser besitzt eine starke Ausstrahlung und als er die Diebin bittet, ihn zur Quelle der Weisheit zu begleiten, ist sie ihm schon vollkommen verfallen.
Rezension
Spannender Roman, mit Action, guter Geschichte und Charakterisierungen. Kurzum: Alles was eine gute Geschichte braucht.
Es ist nicht schwierig „Weihezeit“ zu kritisieren, wohl aber eine kurze Aufgabe. Die Wertung kann zusammengefasst lauten: Die gute Mischung macht’s.
Zu Beginn stürzen Shanija und ihre Gefährten ab, der Leser wird in einer furiosen Actionsequenz gefangen genommen. Halbwegs heil auf dem Boden angekommen, muss man sich mit einer bürokratischen Kröte rumschlagen, es folgt eine lebendige Beschreibung der Stadt Burundum. In der Megapolis scheinen sich Lebewesen aller Art zu treffen, dennoch schafft es Michael Buchholz, weder das pessimistische Stadtbild des Film Noirs oder Metropolis (Fritz Lang) zu übernehmen noch in ein in zeitgenössischen Filmen oftmals propagiertes Bild der Stadt als rein positiven Quell des Lebens zu schildern. Burundum ist eine Stadt des Wissens, eine Stadt der Ehrfurcht, aber auch eine Stadt des Verbrechens. Eine sehr gute, differenzierte Zeichnung eines sozialen Milieus, wozu auch die sehr gute Nebenstory beiträgt.
Es folgt der Tauchgang zu den Fioren, der Leser erfährt eine schöne und fantastische Geschichte. Zum Schluss gibt es einen Cliffhanger. Trotz vieler Zufälle wirkt die Handlung nie plot-driven.
Ich habe also im Prinzip nichts zu meckern. Es sind viel mehr ein paar Kleinigkeiten die mich stören. Die Erinnerung an die Erde finde ich wieder sehr einseitig. Die Hölle auf Erden scheint im Sunquestversum Realität zu sein. Im Angesicht der Charakterentwicklung Shanija-Rans muss schon noch ein Wunder passieren, damit ich eine eventuelle Rückkehr auf die Erde im letzten Band als logisch und nachvollziehbar erachte.
Die Entwicklung der Nebenfiguren kommt in diesem Roman etwas kurz. Die sich anbahnende Beziehung zwischen Seiya und Mun wird in zwei, drei Nebensätzen abgehandelt. Er hat ihr nach ELIUM geholfen, nun verbindet die beiden ein gemeinsames Band. Schön und gut, aber etwas wenig.
Fazit
Ein Roman mit einer sehr guten Mischung aus Action und Geschichte, der über 120 Seiten spannend bleibt. Störend sind nur Kleinigkeiten. SEHR GUT – (1,3).
Bibliographische Daten
Michael H. Buchholz: Weihezeit.
In: Michael H. Buchholz / Rüdiger Schäfer: Sunquest Band 4: Hort des Wissens.
Fabylon, 2007, 240 Seiten, Taschenbuch.
ISBN: 978-3927071209